Rund um die Immermannsstrasse in Düsseldorfs Zentrum befindet sich das von Apples Kartendienst benamste Quartier "Little Tokyo". Sehr übersichtlich zwar, die kleine Japanstadt in der grossen deutschen Stadt, aber nicht weniger spannend. So richtig für mich entdeckt, habe ich dieses Quartier am vergangenen Wochenende, als wir anlässlich einer Familienfeier seit langem wieder mal in Düsseldorf weilten. Und bei diesem ersten Besuch Japantown wird es garantiert nicht bleiben.

Düsseldorfs "Little Tokyo" auf Apples Karten (Quelle: Rheinische Post 2012)

Schuld daran hat unter anderem der japanische Supermarkt Shochiku, der per Zufall auf unseren Weg lag. Eine gute halbe Stunde schwirrten wir durch die Gänge des Lebensmittelladens mit ausschliesslich japanischer Ware und liessen uns durch die ästhetisch anmutenden Verpackungen verführen. Denn das Auge isst hier nicht nur mit, vielmehr trifft es die Sortimentswahl zu 100%. Dies ganz einfach aus dem Grund, dass sich grösstenteils nicht mal erraten lässt, was sich in den Plastik-Blistern verbirgt. Da half auch das Etikett mit der aufgedruckten Zutatenliste in Deutsch,  welches auf jeder Packung klebte, nur bedingt weiter. Doch das Lost-in-Translation-Gefühl * fühlte sich nach der Pandemie bedingten Reduktion unseres Bewegungsradius auf Altbekanntes, für einmal total gut an.

Shochiku - japanischer Lebensmittelladen in Düsseldorf

Nach der groben Unterteilung der Regale in Hauptgang und Dessert, entschied ich mich dazu, meinen Einkaufskorb mit einem süssen "Menü Surprise" zu füllen.

Süsses Menü Surprise

Von der Traiteur Theke deckten wir uns zudem mit Sushi und warmen Speisen für den Pick-Nick Lunch ein. Alles schmeckte sehr lecker und für ein Schweizer Portemonnaie blieb es auch total erschwinglich. Als Hommage an das Buch "Kirschblüten und rote Bohnen" gönnte ich mir zum Dessert übrigens ein Daifuku Mochi (Klebreisteig gefüllt mit einem Purée aus roten Bohnen). Rezept und mehr zum Buch am Ende des Textes.

Daifuku Mochi (Klebreisteig gefüllt mit roter Bohnenpaste) Bild/Rezept/Post von Sarah und Lauras Blog wandercooks

Da wir schon beim Süssen gelandet sind: Gleich ums Eck, befindet sich die japanische Bakery "My Heart". An diesem Samstag Morgen standen die Leute davor Schlange. Als wir Nachmittags auf dem Rückweg eintreten wollten, war das Geschäft faktisch leer gekauft. Dementsprechend verschieben wir den Bäckerei-Besuch auf das Wochenende der nächsten Familienfeier. Es scheint sich auf jeden Fall zu lohnen.

Und wie kommt es eigentlich, dass im Raum Düsseldorf rund 6'500 Japaner*innen leben?
1904 präsentierte sich Japan mit einem japanischen Garten und Teehaus an der Kunst- und Gartenausstellung in Düsseldorf. Und da so ein japanischer Garten gestern wie heute nicht hüh hott angelegt werden kann und die damalige Zeit eh gemächlicher war - man denke schon nur an die Überfahrt - war das Gartenbau-Team wohl die erste Japan-Delegation, die für längere Zeit in Düsseldorf weilte.

Richtig in Schwung kam die Ansiedelung japanischer Handelsunternehmen rund um Düsseldorf aber erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. Auch das zerbombte Japan benötigte dringend Stahl für den Wiederaufbau. Und den erhoffte man sich im Ruhrgebiet erwerben zu können. Mit der Zeit zogen andere Firmen nach. In den 60ern gab es bereits ein japanisches Restaurant in der Stadt und als 1971 die erste japanische Schule ihre Tore öffnete, wählten zahlreiche japanische Unternehmen Düsseldorf und Umgebung als Standort für ihren Deutschland- oder Europahauptsitz. 2008 zählte das Einzugsgebiet Düsseldorf 450 japanische Unternehmen, die 23'000 Menschen einen Arbeitsplatz boten. Aber auch die Düsseldorfer Musikhochschule und Kunstakademie sind bei japanischen Studenten sehr beliebt. Soweit zur Geschichte, die u.a. auf Wikipedia nachzulesen ist.


Weiter Infos und Inspirationen rund um diesen Post und Japan in Düsseldorf :

Japan in Düsseldorf
Düsseldorf ist für Japan die Nummer eins in Deutschland. Den Anfang machten Kaufleute mit ihren Familien, nach und nach bildete sich eine typische Infrastruktur heraus: Einzel- und Buchhandel, Banken, Ärzt*innen, Speditionen, Versicherungen, die Industrie- und Handelskammer sowie das Generalkonsula…
JAPANDIGEST
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Supermarkt Shochiku Online:
Das Angebot des japanischen Supermarktes Shochiku ist übrigens ebenfalls online verfügbar und scheint mir auf den ersten Blick, auch für nicht Japankenner wie mich, viel verständlicher als das Original.

*Unvergessen der Film "Lost in Translation":

Rezept für Daifuku Mochi von Rebekka Trunz:

Daifuku Mochi – Mit roter Bohnenpaste gefüllte Reiskuchen | Kichererb.se
Daifuku Mochi gehören zu den wohl bekanntesten japanischen Süßigkeiten. Kleine runde Reiskuchen, die mit An (roter Bohnenpaste) gefüllt sind.

Buchtipp: Kirschblüten und rote Bohnen von Durian Sukegawa:

Kirschblüten und rote Bohnen von Durian Sukegawa. Bücher | Orell Füssli
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Düsseldorf ist übrigens ab Basel mit dem Zug in gut vier Stunden Fahrzeit erreichbar. Der Flug ab Zürich dauert eine knappe Stunde.