Japan steht seit 10 Jahren ganz weit oben auf meiner Bucket-List und mit Corona wird es da wohl noch ein Weilchen verharren. Deshalb schaue ich in der Zwischenzeit Dokus über Japan, gestern zum Beispiel Johanna Lumleys Japan auf SRF Replay. Da habe ich Japans Stempel Liebe entdeckt und heute deren Hintergrund ein bisschen recherchiert.

Eki Stempel sammeln - eine japanisches Hobby und ein mega Souvenir
Kurz, wer in Japan herumreist, schafft sich am besten ein kleines, eigens dafür gemachte Eki Stempel Buch an und trägt es immer auf sich. Denn ob an Bahnhöfen, Flughäfen, in Zoos, Museen, Monumenten oder an anderen Sightseeing Orten, fast überall gibts einen schönen Stempel gratis zu ergattern, der den Ort, das Verkehrsmittel, das lokale Maskottchen oder berühmte Produkte abbildet. Der alte Brauch erfreut sich momentan grosser Beliebtheit und so ist es auch unter Japanern angesagt, Stempeleinträge zu sammeln. Die Eki Stempel, wie die touristischen Motive (ursprünglich von Bahnhöfen) heissen, gibt es übrigens seit den 1930-er Jahren.

Foto über spoon-tamago.com
Foto über dannychoo.com
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Goshuin Stempel sammeln: Kunst im Notizbuch nicht nur für uns
Viel weiter zurück geht die Tradition der roten Stempel von Tempeln und Schreinen, die Goshuin. Sie haben ihren Ursprung im Nara Zeitalter (710-794). Diese Goshuin (gesegnete Stempel) werden gegen eine Spende von den Tempel-Mönchen in die eigens dafür geschaffenen buddhistischen Stempelbücher Goshuinicho gedruckt und meist noch mit einer in schwarzer Tusche gefertigten, kalligrafischen Widmung verziert. Früher dokumentierte die Anzahl Stempel den religiösen Eifer der Pilger, sozusagen ihr spiritueller Grad. Diese mit Stempeln bereicherten Bücher wurden sogar mit ins Grab genommen, mit dem Ziel leichter Einlass in den Himmel zu erhalten. So wurden sie bis vor einigen Jahren auch fast ausschliesslich von Strenggläubigen und älteren Menschen gesammelt. Doch die roten Stempel der einzelnen Tempel mit den persönlichen Tusche Verzierungen sehen heute mehr denn je aus wie Kunstwerke und  sind deshalb auch unter jungen Japanern wieder ein beliebtes Sammelobjekt.

Bild über den culturetrip.com 
Bild über Japan-Kyoto.de

Man nimmt an, dass Japans Liebe fürs Stempelsammeln seinen Ursprung in den schönen Goshuin hat oder aber auch von den Namensstempeln Hanko herrührt, die jeder Japaner noch heute besitzt und die gleich verbindlich sind wie eine Unterschrift bei uns.

Wie cool wäre das denn, wenn auch wir touristische Stempelsujets hätten
Ich stelle mir gerade vor, wir hätten in der Schweiz auch bei jeder touristischen Attraktion ein Stempelbüro; ob entlang der Grand Tour of Switzerland oder mit Stempelmotiven vom Titlis, der Rolex und Swatch in Biel, von der Luzerner Kappelbrücke bis zum Freitag-Tower in Zürich, zur Toblerone in Bern, der Uno in Genf, dem Raclette im Wallis, den Palmen im Tessin...  Ein bisschen retro ist gerade im digitalen Zeitalter nie verkehrt. Handfestes zieht immer. Könnt ihr Euch noch erinnern, wie stolz wir auf die schönen Stempel im Pass waren, wie gern wir darin geblättert haben, um in Erinnerungen zu baden? Eben. Ich wäre auf jeden Fall Feuer und Flamme für eine Schweizer Stempelgeschichte, unabhängig davon wie lange ich noch darauf warten muss, meine japanischen Eki Stempel sammeln zu können.*

Für die Ungeduldigen: Eigenes Stempelatelier anlegen
Und wer nicht so lange warten will, legt sich am besten sein eigenes Stempelatelier zu. Schöne Stempel und Stempelkissen in allen Farben gibts zum Beispiel bei Book Binders.


*Stempelsammeln auf der Grand Train Tour und der Via Alpina
Und in der Zwischenzeit schrieb mir Schweiz Tourismus, dass ihr nicht warten müsst; es gibt auch hierzulande bereits Sights mit Stempelaction inklusive. Nur werden sie nicht beworben. Ist was für uns Insider.. :-)

Noch keine Reisepläne fürs 2021 (wie alle)? Dann schaut euch mal  die zwei Vorschläge von myswitzerland.com an:

Stempelsammeln bei der Grand Train Tour of Switzerland:


Stempelsammeln auf der Via Alpina