Eigentlich sollte dies der knappste Post ever werden. Startend mit einem kurzen Abstecher in den Frühlings-Wald, der ebenso rasch enden sollte, wie er begann und euch ohne Umschweife die Idee eines simplen Gerichts auf den Teller zaubert: Bärlauch auf Röstbrot.

Aber eben, lest selbst, auf welche Gedanken, der Geist kommt, wenn er wandern kann, sei es auch nur beim profanen Bärlauch-Sammeln.


Als ich loszog, dachte ich, dass es euch ja vielleicht  ähnlich geht wie mir. Dass auch ihr keine grossen Fans von Bärlauch seid. Zu dominant im Geruch und Geschmack. Bärlauch-Pesto, Bärlauch-Wurst, Bärlauch-Spätzli etc. empfinde ich meist als des Guten zu viel. Und dennoch freue ich mich jeden Frühling über den satten, grünen Teppich im Wald, der das alte braune Laub versteckt und den Frühling einläutet. Endlich.

Beim Spazierengehen wollte ich nur kurz ein paar Schritte vom Weg abkommen, ins Grün stiefeln, über Hölzchen und Stöckchen gehen, um fürs Brot eine Handvoll junge Bärlauch-Blätter aufzupicken, als mich der Gedanke an "das vom Weg abkommen" direkt zu einigen Zeilen meines Lieblingsgedichts katapultierte. Damit war die Brücke vom Bärlauch zu den grossen philosophischen Fragen dieses Lebens geschlagen und zementiert.

The Road not taken by Robert Frost (1915)

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.

Ha, habe lange gesucht, bis ich eine weibliche Interpretation fand.

Die Moral von der Geschichte: Man muss selbst für ein Bärlauch-Brot von den ausgetretenen Pfaden abkommen. ;-)

Bärlauch auf getoastetem Brot
Da es sich beim Essen gut philosophieren lässt, hier noch die Eckdaten zum Bärlauch-Röstbrot:

Die Blätter zu Hause kurz unter dem Wasserhahn waschen, parallel ein paar dünn geschnittene Scheiben dunkles Brot in den Toaster schieben, die Butter auf die warmen Röstbrote streichen, die gebutterten Brote mit ein paar jungen Bärlauch-Blättern belegen und salzen. Voilà, die simple Beilage zu den grossen philosophischen Fragen des Lebens kann serviert werden.