Die neue Generation der Tagebuch-Gestalterinnen
Während sich die allermeisten ein Leben ohne digitale Agenda auf ihrem Mobiltelefon gar nicht mehr vorstellen können, werden neuerdings rund um den Globus Tagebücher gezeichnet, gestempelt, skizziert, sorgfältig voll gekribbelt, mit Hand Lettering verziert, mit Collagen aufgehübscht, gemalt, gerissen und geklebt.

Nur schon unter dem Hashtag #bujonovember finden sich auf Instagram fast 15'000 Beiträge. Dieses Monatstitelbild stammt von @leejournals
Der November hat viele Gesichter, bei diesem kann ich mich definitiv anschliessen (Bild: bulletplannerideas)

Schreiben war gestern, heute heisst es zeichnen, kleben und Collagen machen
Das Schreiben ist beim Bullet Journaling effektiv zur Nebensache geworden und fehlt oft ganz. Dafür wird der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Während klassische Tagebuchautorinnen linierte oder karierte Hefte kaufen, entscheiden sich die Bullet Journal Fans für Tagebücher mit einem feinem Punktraster. Und auf diesem "Bullet-Grid" toben sich die "Bujo Addicts" layoutmässig aus.

Der Punktraster im Hintergrund ist der Namensgeber des Bullet Journals und setzt der Fantasie keine Grenzen (Bild: annie-pm.blogspot.com)
Reissen, Kleben, Aufhübschen, das ist das Bujo Motto (Titelbild Dezember von the Creative Hour)

#Bujo, der Hashtag der Journaling Generation
Unter dem Hashtag #bujo (kurz für Bullet Journaling) finden sich auf Instagram bereits heute auch 6,7 Mio. Beiträge. Quantität ist logischerweise nicht gleich Qualität, aber rein die Masse an Posts spricht für sich und ist mehr als ein Indikator dafür, dass der Trend im Mainstream in Kürze aufschlägt.

Washi-Tapes lassen sich einfach beschreiben und werden zum Hingucker (Bild: @bujo.freya)
Vieles übereinander zu kleben ist ein typischen Bujo Merkmal. Vielschichtig ist ja auch das Leben. (Bild: @1pendownn)

Bullet Journal Literatur & Hilfsmittel
Im Buchhandel finden sich neben leeren und vorgedruckten Bullet Journals denn auch bereits zig Bujo Lernbücher und ganze Stickerhefte zur Verzierung derselben. Mit all den Hilfsmitteln wie Stempel, Sticker, Washi Tapes, schönem Papier, welches im Online und Offline Handel als Hilfsmittel fürs sichere Gelingen eines eigenen Werks zu kaufen gibt, wird  schnell  klar, dass man fürs Bullet Journaling nicht unbedingt zeichnen können muss. Und das ist auch gut so.

Viele Bujos haben Mood Board Charakter (Bild: @planningwithrach)
Manchmal wird nur ausgeschnitten und geklebt. Das Resultat lässt sich auch so sehen. Bild: @cattaleiasoul 
Papierschnipsel aus einem eigenem Fundus eignen sich gut zum Bullet Journaling Bild: @miah_journaling)

Wer also noch auf der Suche nach einem neuen Hobby oder einem fantasievollen Weihnachtsgeschenk ist, wird vielleicht hier fündig.

Zutaten für ein Bullet Journaling Starter Set

  • Ein Bullet Journal, also ein Notizbuch mit Punktraster, z.B. von Moleskine
  • Einige Kugelschreiber und feine Filzstifte
  • Brush Pens, zum Beispiel von Eco Line
  • Malkasten
  • Leimstift
  • Washi Tapes (die bunten, japanischen Klebestreifen)
  • Stempel und Stempelkissen in verschiedenen Farben (Bookbinders)
  • Evtl. Stickerbuch
  • Alte Magazine, Zeitungen, farbiges Papier etc. für Collagen
  • Lege Dir eine Sammlungen von Eintrittstickets, Quittungen, Fotos, Sticker, Postkarten, getrockneten Blumen und anderen Andenken zu, die sich aufkleben lassen.

Bezugsquellen finden sich am Ende des Textes.

Eine Bullet Journaling Werkzeugkiste ist doch das perfekte Weihnachtsgeschenk (Bild: @paper_poems_)

Bullet Journaling und der Tracking-Wahn
Der Bullet Journaling Trend hat viele schöne Seiten und die werden in diesem Post ganz bewusst ins Rampenlicht gerückt. Doch leider entspricht das nur der halben Wahrheit. Scrollt man sich durch die #bujo Beiträge, lassen sich die Schattenseiten nicht negieren. Viele nutzen ihr Bullet Journal, um sich selbst bis aufs Äusserste zu analysieren und optimieren.

Auch vor dem Bullet Journaling macht der Wahn nach Selbstoptimierung keinen Halt (Bild über the creative hour)

Farbcodes auf Ausmalbildern widerspiegeln die aktuelle Gefühlslage und es wird minutiös festgehalten, was gegessen, wie lange geübt, gelernt, gefittet, gelacht und geschlafen wird. Das digitale "Tracken" des Selbst ist längst auch im Analogen angekommen. Die zwanghafte Selbstoptimierung hat im Bullet Journal einen Nährboden gefunden. Wenn die Bullets als abzuhakende Bullet-Points einer langen To Do Liste interpretiert werden und nicht als Punktraster eines kreativen Spielfelds, lässt man besser die Hände davon.

Lässt man sich hingegen von den Launen der eigenen Intuition und Fantasie leiten, schafft man sich mit einem Bullet Journal ein erfüllendes Hobby an. Denn das Schöne an einem Hobby ist ja, nichts zu müssen, sondern einfach zu wollen.

Manche sind richtige Bujo-Künstler, wie @kappsgirl

Einige Bezugsquellen für Bullet Journals & Zutaten

  • Orell Füssli für Bullet Journals, Literatur, Fasermalstifte, Stickerbücher, Washi Tapes etc.
  • Auch auf brack.ch findest Du alles fürs Bullet Journaling
  • Sostrene Greene für Papier und Inspiration
  • Bookbinders hat eine grosse Auswahl an Washitapes, Stempeln und farbigen Stempelkissen